Rede des Kommissars des Königs der Provinz Fryslân,
Drs. A-A. M.Brok
"Wie gut einander zu begegnen hier im schönen Ost-Friesland.
Aller guten Dinge sind drei: in den vergangenen zwei Jahren wollte ich hier auch stehen, doch Corona machte dies leider unmöglich. Herzlichen Dank, dass Sie mich unermüdlich weiter eingeladen haben. Endlich ist es so weit, und bin ich da. Es freut mich wirklich sehr.
Wir haben uns hier versammelt, um dem siebenhundertjährigen Jubiläum der Upstalsboomgesetze zu gedenken mit der kulturellen Zusammenarbeit der friesischen Länder als Thema. Delegierte der friesischen Länder versammelten sich an diesem Ort, um gesellschaftliche und juristische Themen miteinander zu diskutieren. Mit vereinten Kräften stand man wesentlich stärker da.
Dies ist auch der Grund, warum die sieben Küstenländer sich regelmäßig versammelten: es galt den Frieden zu bewahren und die Kräfte zu bündeln im Blick auf äußere Bedrohungen der damaligen Zeit. In der heutigen Zeit kennen wir hier in den friesischen Regionen nicht mehr die Art Bedrohungen von damals.
Warum ist es dennoch eine gute Sache, dass wir uns heute wieder versammeln? Äußere Einflüsse gibt es zu allen Zeiten. Oft sind diese positiv im Blick auf neue Entwicklungen, manchmal aber auch kritisch. So leiden unsere Sprachen unter dem Druck der Mehrheitssprachen. Es ist demnach nicht verwunderlich und sogar sehr wichtig, dass eines der heutigen Themen die kulturelle Zusammenarbeit zwischen den friesischen Regionen ist. So sprechen wir doch alle Friesisch, die Sprache unseres Herzens.
Miteinander verfolgen wir das gleiche Ziel: nämlich, dass unsere Sprachen gesund und stark bleiben. Darum ist für alle drei Sprachen der europäische Charta anerkannt, worin Handlungsweisen zum Schutz regionaler Sprachen beschrieben werden. Die UNESCO hat neun notwendige Faktoren für die Vitalität einer Sprache festgelegt. Demnach ist die Attitüde der Sprechenden und der öffentlichen Behörden im Blick auf die Sprache wichtig. Genau wie die Sprachübertragung älterer Menschen auf Kinder und der Umgang mit neuen Einflüssen wie Social Media.
Es ist darum wichtig, dass wir uns gemeinsam einsetzen für Lebendigkeit der Sprache. Dabei können wir viel voneinander lernen. In Fryslân, hier in den Niederlanden, befinden wir uns momentan in einer interessanten Phase: wir arbeiten an einem neuen politischen Vertrag Fryske Taal en Kultuer (BFTK) zwischen der Provinz und der niederländischen Regierung. Dieser Vertrag wird eine Ausarbeitung der von der niederländischen Regierung bekräftigten Maßnahmen der europäischen Charta.
Mit diesem Vertrag (BFTK), setzt man auf Vitalität des "Westerlauwersk Frysk". Die Ausarbeitung des BFTK ist ein Denkprozess im Blick auf Sprachübertragung und wie das Friesische vom Kindergarten bis zur Doktorarbeit gesichert werden kann. Mit anderen Worten: wir setzen uns für eine nachhaltig starke friesische Sprache ein. Neben dem BFTK gibt es auch den Sichtbarkeitsvertrag, womit, wie das Wort schon sagt, wir auf die Sichtbarkeit des Friesischen in der Öffentlichkeit und den Medien setzen. Ziel ist die genauso selbstverständliche Anwesenheit des Friesischs wie des Niederländischs.
Das sind für uns und herausfordernde und komplexe Prozesse. Aber nicht nur für uns. Auch für das Saterfriesisch wird darüber nachgedacht, wie die Sprachübertragung und Sichtbarkeit stimuliert werden können. Das Gleiche gilt auch für das Nordfriesisch.
Wir unternehmen alle vergleichbare Bemühungen. Es wäre doch gar keine schlechte Idee, wenn wir nicht alle das Rad neu zu erfinden brauchten, sondern miteinander herausfänden, wie wir mit diesem Rad weiterkommen. Dass wir Wertschöpfung im internationalen Austausch gleichgesonnener Instanzen bewirken, zeigte sich schon in der Zusammenarbeit rundum die UNESCO City of Literature Ljouwert und der Mitgliedschaft am Network to Promote Linguistic Diversity (NPLD). City of Literature setzt sich für ein blühendes mehrsprachiges literarisches Klima ein und für ein internationales Podium unserer regionalen Schriftsteller. Im Rahmen der City of Literature wurde die Zusammenarbeit mit anderen Cities of Literature gesucht mit gleichem kreativen Fokus, zum Beispiel im Projekt LIT-UP.
In diesem Projekt wurde Kooperation, Wissensaustausch und Professionalisierung stimuliert und wurde ein starkes Netzwerk aufgebaut zur Unterstützung der Literatur in Minderheitssprachen. So konnte miteinander blühende Literatur in Minderheitssprachen entstehen.
Im Bereich der Sprachpolitik und -planung ist die Provinz Fryslän Mitglied der NPLD, deren Ziel mehr Aufmerksamkeit für die Vielfalt an Sprachen in Europa zu fördern und "best-practices", um mal auf 'geef-Frysk' zu sagen, auszutauschen.
All diese Zusammenarbeit zeigt sich erfolgreich, und was die Provinz Fryslân betrifft, wäre kulturelle Zusammenarbeit im Bereich des Friesischen sehr wertvoll für wachsende Sprachausübung und den Schutz des Friesischen. Der Ministerrat der Provinz Fryslân hat sich bereits positiv geäußert über eine potenzielle interfriesische Kooperation. Diese Zusammenarbeit wäre nicht nur interessant im Blick auf sprachliche Themen, sondern auch im Blick auf alles andere, was uns verbindet.
Dies möchten wir auch gerne mit den anderen 59 anderen "Friesländern" in Westeuropa, zum Beispiel den Färöer-lnseln, erreichen. Europa ist mehr als Zusammenarbeit zwischen Nationen, genauso wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Regionen. Begegnungen und Besuche passen genau in diese Auffassung. So könnten wir noch öfter der gemeinsamen gesellschaftlichen Wurzeln gedenken, oder diese feiern, und könnten wir uns austauschen über das Miteinbeziehen der Bevölkerung in unsere Arbeit.
Bitte, lassen sie die Provinz Fryslân wissen, wenn Sie Ideen haben, wie wir beitragen können zu internationaler Verbindung. Das ist auch der Grund, um hier mit Herz, Seele und mit freundschaftlicher Verbundenheit anwesend zu sein.
Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Reichtum hüten. Lassen Sie uns miteinander aufmerksam sein und uns gegenseitig inspirieren. Im heutigen Europa als Träger der europäischen Wertvorstellungen und Normen.
Sie sind jederzeit willkommen in Fryslân, in der Provinz, die über die Grenzen hinweg verbindet.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!"